”So, jetzt kennst du auch Renate.“ Wanda hat Theo gerade die Archivarin vorgestellt. Renate arbeitet schon viele Jahre Archiv. Sie hat ein kleines schmales Büro mit vollgestopften Regalen, aus dem sie nun missmutig heraus kommt und zur Tür geht, an der es eben geklingelt hat. „Oh schau mal, Montag früh und schon ein Nutzer.“, freut sich Theo. Renate reißt die Tür auf und die Dame, die vor der Tür steht, zuckt ein bisschen zusammen. „Hhrnghr.“ oder so ähnlich, grummelt Renate, geht in ihr Büro und pfeffert die Tür zu. „Das ist aber nicht nett.“, meint Theo. Wanda ist auch erstaunt.
Die Dame steht unschlüssig vor dem Eingang, aber dann tritt sie doch herein. Gespannt folgen sie ihr in den Lesesaal – na ja, es ist mehr ein Leseraum. Sie legt ihre Sachen ab und schaut sich um. Aber Renates Tür bleibt zu. „Eigentlich kümmert sie sich doch um die Nutzer, oder?“, fragt Theo. „Ja, aber hier steht nichts drin.“ meint Wanda mit Blick in den Kalender.
Später am Tag
Dann wird es plötzlich ganz dunkel. Es klingelt und nun kommt Renate doch aus ihrem Büro und geht zur Tür. „Ist das eine Sonnenfinsternis?“, fragt Theo. „Nein, das ist Herr Elias, der bringt die Pakete.“ Sein LKW parkt genau vor den Fenstern. „Ist der nicht ein bisschen groß für die Altstadt?“, wundert sich Theo. „Na ja, Renate bestellt ziemlich viel.“ meint Wanda leichthin. Und tatsächlich schiebt Herr Elias eine Sackkarre voller Pakete in Renates Büro. So schnell wie die Türen aufgingen, sind sie auch schon wieder zu und das Licht kehrt ins Archiv zurück.
Theo und Wanda beobachten weiter die Dame, die sich jetzt im Leseraum umschaut. „Das ist wirklich komisch.“, meint Theo. „Renate darf sie doch gar nicht allein lassen, nicht dass sie noch…was macht sie denn da?“, schreit Wanda, als die Dame ins Magazin geht. Einfach so! Sie geht zwischen den Regalen lang und fährt mit ihren Fingern über die Kartons. „Einbrecher! Diebe! Strolche!“ ruft Wanda. Theo runzelt die Stirn, „Sie sieht aber gar nicht wie eine Einbrecherin aus. Die haben meistens so eine schwarze Socke über dem Kopf und außerdem schien Renate sie doch zumindest zu kennen.“ versucht er sie zu beruhigen. Aber Wanda verknotet Beine und Arme ganz fest und murmelt „Keine Nutzer im Magazin. Keine Nutzer im Magazin.“ vor sich hin.
Kurz nach dem Nervenzusammenbruch
Es klingelt wieder. Mit Blick auf Wanda’s Zustand geht diesmal Theo zur Eingangstür. Aber Renates Tür bleibt zu. Schließlich kommt die Dame aus dem Leseraum zur Tür und öffnet. Draußen steht eine weitere Frau mit einem Laptop unter dem Arm und nuschelt: „Hej, ich bin Jen von der IT, ich soll hier deine Technik einrichten.“ „Hallo Jen, ich bin Merle, danke für deine Unterstützung.“, sagt Merle. Jen baut die Technik auf und haut konzentriert in die Tasten. Es dauert nicht lange, dann gibt sie Merle einen Zettel. „Hier sind die Passwörter, dann kannst du loslegen.“, sagt sie und verschwindet so schnell wie sie gekommen ist. Merle ruft noch „Danke“ hinterher und setzt sich dann an den alten Schreibtisch.
„Ist sie weg?“ will Wanda wissen, als Theo wieder ins Magazin kommt. „Na ja, nicht ganz.“, zögert er, „Jen von der IT ist wieder weg, aber…Merle ist noch da.“ „Merle?“ „Ja, Merle, so heißt die Dame von heute Morgen“, meint Theo leise. „Aber was will sie denn hier?“, fragt Wanda ungläubig. Renates Tür geht an diesem Tag nur noch einmal auf, als Erika an der Tür klingelt um sie abzuholen. Beide rauschen aus dem Archiv und rumms, fällt die Eingangstür ins Schloss.