Leben im Archiv – Episode 2: Zimmer gesucht…

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Wanda hat’s drauf. Ganz einfach. Sie ist die weltbeste Mitarbeiterin im Archiv. Alles hört auf ihr Kommando. Nun ja, fast alles. Denn eines Tages, kommt aus den Kartons mehr als nur Papier und Staub. Und das bringt doch einiges durcheinander.

Episode 2: Zimmer gesucht

„Tok, tok, totok.“ klopft es an Theos Schneckenhaus. „Guten Morgen!“, ruft Wanda. Sie ist ein bisschen zu wach für Theos Geschmack. Er ist einfach nicht der frühe Vogel. „Hhhng mohhn.“, brummt er und muss erstmal herzhaft Gähnen. Als er sich endlich aus seiner Schale geknobelt hat, steht vor ihm auf einmal ein Becher heiße Schokolade und eine Weintraube. „Frühstück ist fertig.“, meint Wanda und beißt herzhaft in ihre Traube, dass es nur so spritzt. „Mmorgen Wanda, das ist ja voll lieb.“ freut sich Theo, als er sich den Schlaf aus den Augen gerieben hat. „Papperlapapp, ich hab so selten Gäste, da freue ich mich, wenn ich mal was auftischen kann.“, winkt Wanda ab und erzählt ohne Pause weiter, „wenn du fertig bist, dann können wir auch schon los auf den Markt.“ – „Auf den Markt?“ – „Ja genau, heute ist Markt, da können wir rumfragen, wo etwas frei ist für dich.

Als sie hinausgehen, lauscht Theo der Kirchenglocke „Himmel noch eins, es ist ja erst sechs Uhr!“. Wanda versteht die Aufregung nicht, „Ja, und eigentlich sind wir schon spät dran. Wie hast du denn das auf dem Boot gemacht? Der Fischer ist doch auch früh morgens rausgefahren.“ Theo muss lachen, „ja früher schon, aber er war ja schon alt und ist nur noch ab und zu mal rausgefahren. Bei der Schaukelei konnte ich immer gut schlafen. Tja, das ist nun vorbei.“ Theo muss schlucken, „Ich vermisse ihn ganz schön.“ Da nimmt ihn Wanda auch schon in die Arme und drückt ihn fest. „Das kann ich mir vorstellen, dass das schwierig ist. Zum Glück haben wir die Sachen in dem Karton. Die können wir uns zusammen angucken und dann kannst du mir von ihm erzählen. So wird er nicht vergessen.“ – „Du hast Recht, das ist eine schöne Idee.“, meint Theo und muss lächeln.

Eine Querstraße weiter

„So, da sind wir auch schon. Da hinten ist die Treppe, da haben die Leute ihre Stände aufgebaut.“, zeigt Wanda den Weg und hüpft munter voran. Sie ist ein bisschen zu schnell für Theo, aber der biegt ab, weil er etwas Praktisches entdeckt hat. Eine Dusche auf dem Marktplatz. Wahrscheinlich ein Brunnen oder so, aber egal, Hauptsache fließend Wasser. Im Archiv ist sowas ja nicht erlaubt. „Ach, das tut gut.“, seufzt Theo, als das Wasser auf ihn herabprasselt. So kann er nicht nur ein schönes Bad nehmen, sondern auch mal das Schneckenhaus durchspülen. Theo pustet an der einen Stelle hinein und auf der anderen Seite kommt ein großer Schwall Wasser heraus – der Wanda komplett durchnässt. „IIhhhhh.“, kreischt sie und schon ist die schönste Wasserschlacht im Gange.

Am Abend

„Uff, ich bin ganz schön fertig.“, meint Theo, als sie wieder nach Hause kommen, „Und es ist wirklich in Ordnung, dass ich noch ein bisschen hierbleibe?“ Die Wohnungsnot war doch größer als die beiden angenommen haben. Nirgends ist auch nur eine Streichholzschachtel frei. „Jaja.“, meint Wanda, „da mach dir mal keine Gedanken.“ „Ach, das ist gut“ ist Theo erleichtert, „dann kann ich morgen ja mal so richtig ausschlafen….

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Text: Carolin Ehrenfeld