Ausbildung im Archiv: Wagnis oder Kühnheit?

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Eine Ausbildung im Archiv, da muss man offenbar erstmal drauf kommen. Die Reaktionen auf die Auskunft über meinen archivarischen Werdegang reichen von “Häh?” über “Ohje.” bis hin zu “Du hast das freiwillig gemacht?”. Tatsächlich habe ich das mit Stolz und voller Absicht gemacht : ) In diesem Beitrag werden daher einmal die verschiedenen Ausbildungsgänge auseinanderposamentiert.

Grob gesagt: innerhalb der Verwaltung kann man sich für den mittleren Dienst, den gehobenen Dienst und den höheren Dienst qualifizieren. Außerhalb der Verwaltung gibt es die Möglichkeiten der dualen Ausbildung sowie des Bachelor- und Masterstudiums. Und dann gibt es noch ein paar Sonderformen, wo sich was überschneidet oder von der Seite einschwenkt. Also, der Reihe nach:

Der mittlere Dienst bzw. die duale Ausbildung

Der Ausbildungsberuf heißt FAMI mit Fachrichtung Archiv. FAMI ist die Abkürzung für Fachangestellte für Medien und Information. Mit dieser dreijährigen Ausbildung könnt ihr im Archiv mittendrin statt nur dabei sein. Ausgangspunkt ist meist der mittlere Schulabschluss, ihr könnt die Ausbildung im Archiv aber auch mit dem Abitur oder zur Umschulung machen.

Im Alltag erwartet euch die gesamte Palette der Archivarbeit. Zum Beispiel bearbeitet und erschließt ihr einen Bestand und seid in der Betreuung der Nutzerinnen und Nutzer tätig. Hier gilt, wie bei allen anderen Stellen in Archiven auch: keine Stelle gleicht der anderen. Je nach Archivsparte geht es um ganz unterschiedliche Bestände und Themen. Um strategische Aufgaben und großartige Planungen braucht ihr euch nicht kümmern. Die rechtlichen Aspekte, die für die Arbeit wichtig sind, müsst ihr allerdings verinnerlichen (z.B. bzgl. Datenschutz und Urheberrecht).

Die übliche Entgeltgruppe für FAMIs im öffentlichen Dienst ist die Entgeltgruppe 6.
Hier geht es zur Berufe.net-Seite der Bundesagentur für Arbeit bzgl. FAMI.

Der gehobene Dienst bzw. das Bachelorstudium

Wer die volle Dröhnung Archiv will, der kann an zwei Orten in Deutschland waschechte Archivarin bzw. Archivar werden. Die Archivschule Marburg bildet für den öffentlichen Dienst aus. Das duale Studium wird in Zusammenarbeit mit den Staats- und Landesarchiven in Deutschland durchgeführt. Die Anwärter absolvieren insgesamt 18 Monate theoretische Ausbildung in Marburg und 18 Monate praktische Ausbildung in ihrem Archiv. Nach dem Abschluss sind sie Diplom-Archivarin oder Diplom-Archivar. Das Gute ist, dass es neben dem Studium auch Anwärterbezüge gibt.

Die zweite Option ist die Fachhochschule Potsdam. Der Fachbereich 5 – Informationswissenschaften – hält neben dem Studiengang Archiv mit Bachelorabschluss, auch noch Bibliothekswissenschaften sowie Informations- und Datenmanagement bereit. So kommt es neben der breiten Palette an Fächern, angefangen von Schriftkunde über Geschichte bis hin zu Recht und Medien, noch zu interessanten Überschneidungen zwischen den Studiengängen. Wer vorab schon mal eintauchen möchte, kann gerne beim Podcast der Campusspezialisten reinhören. Dort gibt es in sieben Folgen einen Einblick ins Studium. https://campusspezialisten.podigee.io/10-archiv-und-bibliothek-folge-1-vorhang-auf

Übrigens: sowohl mit dem Diplom als auch dem Bachelorabschluss, könnt ihr in einem Archiv alles machen – außer am Arbeitsplatz essen und trinken ; ) 

Wer das Studium gemeistert hat, steigt oft in der Entgeltgruppe 9 ins Berufsleben ein.
Hier gibt es Infos vom Bundesarchiv zu den Archivinspektoranwärtern
Und hier der Link zum Studiengang Archiv B.A.

Der höhere Dienst bzw. das Masterstudium

Wer noch höher hinaus will, schlägt den Weg zum höheren Dienst ein oder setzt auf ein Masterstudium. Letzteres wird zum Beispiel an der Universität Regensburg mit dem Master Informationswissenschaften oder an der Humboldt Universität Berlin mit dem Master Information Science angeboten.

Der höhere Dienst kann Stellen mit Personalverantwortung umfassen, muss er aber nicht. Schnittstellen zwischen Fachbereichen oder einrichtungsübergreifende Positionen können in diesen Bereich fallen. Dazu zählen zum Beispiel Stellen, die sich mit digitaler Archivierung oder Datenmanagement befassen. Hier spielen dann vertiefte Kenntnisse über Datenbanken oder Künstliche Intelligenz eine Rolle. Ein weiterer Bereich, der oft auf diesem Niveau ausgeschrieben wird, ist der strategische Bereich. Alles, was auf mehrere Jahre hinaus geplant wird, z.B. die strategische Ausrichtung, Sammlungs-, Forschungs- und Nutzungskonzepte, die Weiterentwicklung von Erschließungsrichtlinien oder digitale Strategien, fällt in diesen Bereich.

Stellen im höheren Dienst werden oft in die Entgeltgruppe 11 eingestuft.

Auf der Seite der Archivschule Marburg könnt ihr einen Blick auf die gerade ausgeschriebenen Stellen in allen Bereichen werfen und so ein Gefühl für die Arbeit und die Ausbildung im Archiv bekommen.

Uff, das waren ganz schön viele Informationen, deshalb an dieser Stelle erstmal eine Pause. Die Weiterbildungsmöglichkeiten kommen dann in einem zweiten Beitrag dran.

Text: Carolin Ehrenfeld